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37. Haldern Pop Festival – „Eigentlich“ Haldern!

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Liebe FestivalfreundInnen,

heute morgen erreichte uns ein liebenswerter Brief, der gerne verbreitet werden soll. Vielleicht geht es ja einigen genauso und man möchte dieses Gefühl mit allen teilen. Wir hoffen, dass ihr an diesem „Haldern-Wochenende“ eine Gute Zeit habt und der Livestream in der Lage ist, die Lieder, Orte und uns an diesem Wochenende zu verbinden.Teilt gerne eure ganz persönlichen Haldern Momente an diesen drei Tagen und markiert uns auf Instagram.

Viele Grüße
Haldern Pop

„Eigentlich“ Haldern!

Es ist Mittwoch Abend, der erste Mittwoch im August. Seit nunmehr 11 Jahren ist dieser Tag ein besonderer für mich. „Endlich Haldern“. Endlich geht es los, heißt es dann Jahr für Jahr. Noch einmal schlafen und dann starten 4 feinste Festivaltage .

Eigentlich! Dieses Jahr ist – wie alle wissen – vieles anders. Auch Haldern Pop fällt dem Corona-Virus zum Opfer. Trotzdem: Es ist Haldern Wochenende und ich werde die schönen Gedanken an Haldern Pop nicht los.

Die Gedanken ans Packen – habe ich an alles gedacht? Zelt, Schlafsack, das Haldern Shirt und natürlich das Ticket. Am Donnerstag morgen wird das Auto gepackt und dann geht es auf die Autobahn. Das Handy ist schon voll mit Nachrichten aus der WhatsApp Gruppe. Die Stamm-Mannschaft besteht aus 8 Mann, aber immer wieder stoßen neue Musikliebhaber dazu: „11 Uhr am Rewe – alles klar!“ Wie jedes Jahr schaffe ich das nicht, denn 4 Stunden über die A2 liegen nun vor mir. Ich gebe „Lohstraße“ ins Navi ein und fahre entspannt los. Aus den Boxen ertönt die erstellte Haldern Playlist. Im Laufe der Jahre ist die Vorbereitung immer intensiver geworden. Die Bands, die ich größtenteils vor Haldern nicht kenne, müssen ausführlich getestet und bewertet werden. Wie immer flashen mich die ersten Bestätigungen überhaupt nicht, aber nach und nach bildet sich eigentlich immer ein Line-Up, das gefällt. Am Ende ist dann nur noch große Vorfreude da. Und in der WhatsApp Gruppe wird jede Band ausführlich rezensiert. Jeder hat seine Favoriten und No-Go’s.

Ich genieße die Fahrt und lasse mir Zeit. In den letzten Wochen habe ich nichts anderes mehr gehört als Haldern Bands. Man muss sich oftmals länger reinhören, aber der Funke springt dann schon über.

Irgendwann verlasse ich dann die Autobahn und bin kurz vor Haldern. Vor dem Ort biege ich rechts ab in die Lohstraße. Es ist ungefähr 12 Uhr und es sind schon viele auf den Beinen. Ich stelle mich voller Vorfreude in die Schlange und fahre an den bekannten Schildern vorbei: „Kronkorken töten Kühe“ und natürlich „Endlich Haldern“. Genau: Endlich! Ich bin da. Unser Zeltplatz ist seit Jahren gleich, immer hinten am Ende zum Bauernhof, wo im Pavillon morgens Brötchen und Kaffee verkauft werden. Ich parke ein, begrüße die Kumpels und mache mir noch vorm Aufbau des Zeltes das erste Bier auf. Ich bin angekommen. Manche der Jungs treffe ich nur einmal im Jahr in Haldern. Wir haben uns viel zu erzählen und doch ist ein Thema im Vordergrund: der Zeitplan. Die ersten Band spielen im Dorf, also machen wir uns auf den Weg über den Bauernhof ins Zentrum von Haldern. Bändchenausgabe vor der Popbar, noch ein Bier auf die Hand und dann rein in die Popbar, das Jugendheim oder die Kirche. Irgendwann muss man das Dorf dann erst mal in Richtung Zeltplatz verlassen, denn im Spiegelzelt stehen die ersten Gigs an. Aber keine Sorge: Zum Frühstück im Doppeladler am nächsten Morgen sind wir wieder da.

Vor dem Zelt ist die bekanntlich lange Schlange am ersten Tag. Nicht schlimm, meistens kommt man noch rein und die ersten Schritte in den Tempel von Haldern entschädigen für die Wartezeit. Jetzt bin ich vollständig angekommen und genieße die Atmosphäre, auch wenn es meistens irre warm ist. Zum Glück war die fehlende Getränkebar nur ein einjähriger Ausrutscher.

Und so fliegen wir durch den ersten Abend. Irgendwann haben wir ein paar der Jungs aus den Augen verloren, aber meistens finden wir uns im Biergarten wieder oder vor der Bühne. Immer links vor dem Kamera-Tower. Alles Routine. Einfach schön.

Die kommenden Tage gehen genauso schön weiter. Ein paar der Jungs schwören morgens auf Baden im See. Ich gehe gerne mit, aber nicht zum Baden, sondern zum Rührei-Frühstück auf dem Reiterhof. Noch so eine Haldern-Institution. Danach stehen oftmals schwere Entscheidungen an, denn Überschneidungen lassen sich kaum vermeiden. Es wird viel diskutiert. Am Ende liegen aber immer alle richtig mit ihren Entscheidungen. Es ist ein strammes Programm und klassischen Festivalbesuchern kommt es manchmal stressig vor. Gehört nicht auch dazu, einfach am Zelt zu sitzen, zu grillen und Musik zu hören? Für uns nicht! Haldern ist für die Musik, für die neue Musik, für die besondere Musik. Denn live sind alle Bands nochmal anders und nochmal besser als in der Playlist. Ich muss gestehen, es sind wirklich schräge Auftrotte dabei, aber das Haldern Publikum ist fantastisch und zollt jedem Musiker viel Respekt. Das Spektrum ist extrem groß, aber jeder findet etwas oder lässt sich mitreißen. Das führt sogar dazu, dass ich in der Popbar zum Hip-Hop von Infidelix (“we are made of beer”). Auch das passiert nur in Haldern. Ich will nichts verpassen, denn die Auftritte wirken noch lange positiv nach und bleiben im Kopf: Mumford & Sons, damals noch weitestgehend unbekannt im Spiegelzelt, Glenn Hansard und Damien Rice auf der Hauptbühne, der Überraschungsauftritt von Kraftklub im Biergarten („Guten Abend, wir sind TBC aus Karl-Marx-Stadt“), die rotzigen Bengel von den Strypes im Spiegelzelt, die ruhigen Momente mit Alexi Murdoch oder den Barr Brothers in der Kirche und die hidden champions im Jugendheim und der Popbar wie den Sea Girls, Jalen N’Gonda sowie Little Hurricane. Nicht zu vergessen unser All-Time-Hero-Auftritt von The Temper Trap im Spiegelzelt. Ich könnte noch stundenlang weiter auflisten. Diese Liste hätte ich dieses Jahr gerne vervollständigt. Darauf muss ich leider noch warten.

So ganz auf Haldern verzichten können und wollen wir aber selbst in 2020 nicht. Wir treffen uns bei einem der Jungs im Ruhrgebiet. Wir zelten, trinken Bier und hören das Beste aus vielen Jahren Haldern. Sogar 2 kleine Live-Acts konnten wir engagieren. Großartig. Nicht morgen, sondern Freitag geht es los, unser kleines, privates Haldern, unser Pop im Pott. Ich freue mich drauf .

Und was bleibt dann? Dann bleibt nur noch der Wunsch und die Hoffnung, dass Stefan Reichmann und seine Mannschaft den Mut und die Begeisterung aufbringen, in 2021 wieder ein Haldern Pop auf die Beine zu stellen. Wir sind erst zwischen 45 und Anfang 50 und haben unserer Meinung nach noch lockere 15 Jahre Haldern Pop vor uns. Also, ich hoffe, wir sehen uns bald wieder – wie immer: 11 Uhr vorm Rewe!

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