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HELMUT

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Releases
Polymono (2014) CD / Vinyl
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Man muss wissen, was man will, heutzutage. Immer geradeaus, das Ziel fest im Auge. Nicht ablenken lassen. Leistungsgesellschaft und so.

“Focus on the right thing”, singt auch HELMUT im Song “MFYBUNCFM”. “Konzentriere dich auf das Richtige / Wesentliche.” Aber er meint wahrscheinlich etwas ganz anderes als man vermuten würde.

HELMUT führt uns hinters und gleichzeitig ins Licht. Da ist dieser Name. HELMUT. Versal geschrieben, ein Monument, unverrückbar. Altmodisch und angestaubt.

Und dann ist da die Musik. Durchscheinend, fragil, schichtend, zuweilen suchend und doch auf den Punkt und bestimmt. HELMUT nimmt sich Zeit, fügt Loop um Loop zusammen, kombiniert unaufgeregten Gesang mit rudimentären Beats, rhythmischem Schnipsen, Handclaps und zuweilen krautigen Gitarrenloops und zeigt, dass Umwege manchmal Abkürzungen sein können. Er konzentriert sich aufs Wesentliche, verweigert dabei aber rigoros die Scheuklappen. Er findet, dass man an Musik sowohl emotional als auch verkopft herantreten kann – und dass dies kein Widerspruch sein muss. Seine loopbasierten Songs lassen viel Raum, um sich dann wieder zu verdichten, stellen stringenten und teilweise fordernden Beats flirrende Zerbrechlichkeit zur Seite und bringen auf den Punkt, was HELMUTs Werdegang auszumachen scheint: Es ist Platz für alles – zu seiner Zeit. Man muss sich nicht festlegen. Nach einer klassischen Gitarrenausbildung kam HELMUT über Bossa- zu Balkanrhythmen, interessierte sich für Krautrock-Gitarrenebenen, und landete schließlich in Marius Bubats COMA-Studio in Köln.

In Berlin veranstaltete er unter dem Namen “HELMUT shows off his skilled friends” eine Reihe Konzerte in verschiedenen Clubs und zeigte, wie Arbeit im Kollektiv funktioniert: mit Organisationstalent und Spaß an der Sache.
Er spielte vor Joan As Police Woman und Au Revoir Simone, verbrachte ein Jahr in Montreal, Kanada, kombinierte digital und analog, indem er die Downloadcodes seiner selbstveröffentlichten Alben in alten C64-Disketten verkaufte, ließ sich scheinbar treiben, war umtriebig aber nie ziellos. HELMUT wurde von Beirut eingeladen, im Vorprogramm zu spielen. Er trat mit zwei kleinen Kameras an Gitarre und Pedalen auf, damit das Publikum auf zwei selbstgezimmerten Leinwänden verfolgen konnte, was er da überhaupt tat. Der Zauber lag in ebendieser Entzauberung seines Handwerks – das übliche Geplauder während des Wartens auf den fulminanten Hauptact verstummte. HELMUT hatte alle gefesselt.

Kein Wunder, dass irgendwann jemand auf die Idee kam, dass es vielleicht Sinn machen könnte, HELMUT der Welt auf einer größeren Ebene als auf selbst beschrifteten Disketten zugänglich zu machen. Nachdem er schon das Haldern Pop Festival schwindelig geloopt hat, erscheint nun sein Album POLYMONO auf Haldern Pop Recordings. Nach seiner Vorgeschichte wäre es fast verwunderlich, wenn er bezüglich der Produktion nicht noch einen weiteren Haken geschlagen hätte: Mit dem Produzenten Marius Bubat (COMA / Kompakt) hat HELMUT seine Stücke auseinandergenommen und neu zusammengesetzt und elektronische Komponenten umarmt. So klingen die Beats nun zuweilen ein wenig nach Bitcrusher, was dem klirrenden, flirrenden Sound in den Zwischentönen eine weitere Komponente gibt, ohne das organische Gesamtbild zu verlieren.

“Focus on the right thing.” Für Helmut heißt dieser Satz vor allem: “Mach die Augen auf.” Die Neugierde und Offenheit, die HELMUTs Herangehensweise an Musik ausmacht, ist grenzenlos und bemerkenswert.

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