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Der neue Stammtisch

Moderator: Maik

Re: Der neue Stammtisch

Beitragvon Forsberg » So 13. Aug 2017, 20:21

Hallo ihr Lieben,

kennt jemand unter Umständen die etwas größere Gruppe vom hinteren Teil des Campinggeländes, welche ihr Camp mit einem roten Teppich ausgelegt und mit einer übergroßen Zwille Wasserbomben verschossen haben?

Ich suche ganz dringend ein Lied das ihr gespielt habt. Ich würde das jetzt in die Soul-Ecke schieben und der Text war irgendetwas mit "you got me down" oder "you bring me down"... zum Ende wirkte es doch sehr leidenschaftlich und mein erster Gedanke war irgendwas von Stevie Wonder...

Ich hoffe, dass jemand die Leute kennt, da war ja immer recht viel los und ich habe verschwitzt zu fragen...

Liebe Grüße
Forsberg
 
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Re: Der neue Stammtisch

Beitragvon zion » Mo 14. Aug 2017, 08:17

Mit ein bisschen Abstand fällt das sehen oftmals leichter. Das passt vielleicht ganz gut zum diesjährigen Festival. So viel schonmal vorab, ich bin mittlerweile auch schon so was wie ein alter Hase, ich habe 2004 mein erstes Haldern besucht und war danach fast jedes Jahr dabei. Was habe ich in den Jahren schon für unvergessliche Auftritte erlebt, z.B. Mumford & Sons damals im Spiegelzelt, Glen Hansard (2013), The National (2008) und und und und. Darum hat das Haldern vor und während des Festivals mit meiner überhöhten Erwartungshaltung zu kämpfen.
Vielleicht liegt es am Alter oder an der beschriebenen Erwartungshaltung, diese besonderen Momente kommen nicht mehr so oft vor. Vielleicht liegt es auch daran, dass es seit einigen Jahren schrecklich einfach geworden ist sich auf das Festival vorzubereiten. Man hat in nahezu jede Band im Vorfeld reingehört, es findet sich zu fast jeder Band ein Livevideo auf Youtube und mein persönlicher Zeitplan hat kaum noch weiße Flecken. Mir passiert es zumindest nicht mehr, dass ich plötzlich vor einer Band stehe und mir denke, WOW, das hat mich jetzt total überrascht.
Unter Berücksichtigung dieser persönlichen Ausgangssituation kann ich für mich wieder einmal feststellen, dass ich ein wunderbares Festival erlebt habe.
Meine Highlights waren:
Bergfilm
Get Well Soon
Faber
Blaudzun
Die Höchste Eisenbahn
Anna Meredith
John Joseph Brill
Bear‘s Den
Lets Eat Grandma
Kate Tempest
Nette Nachbarn
Lustige, angeregte oder absurde Gespräche mit echten Haldernern und den anderen Besuchern
Entspannte Menschen, die kaum vordrängeln und das trotz langer Schlangen vor dem Einlass und dem Zelt.

Nun zu meinen Lowlights:
Die Schlangen um auf das Gelände zu kommen waren teilweise wirklich zu lang. Auch ich habe vor Faber 45 Minuten angestanden, das ist nicht schön. Da müssen dann für die Stoßzeiten am Nachmittag noch zwei drei weitere Reihen zur Kontrolle aufgemacht werden. Die kann man dann ja wieder schließen, wenn weniger los ist.
Das Wetter, was soll man dazu noch sagen, es ist wie verhext und gehört irgendwie dazu.

Viel wichtiger als die Bands wird für mich mehr und mehr jedoch das Aussteigen aus dem Alltag mit überbordenden Terminplänen, Deadlines, Reisestress und anderen Sachzwängen. Für mich persönlich gibt es kaum etwas schöneres als in Haldern auf die Lohstraße einzubiegen, die handgemalten Schilder zu lesen und anzukommen. Auch deshalb habe ich die Zeit mit meinen Freunden sehr genossen.
Ich kann die Diskussion um das Line Up in Teilen nachvollziehen und ja es fehlte in den letzten Jahren der größere britische/amerkanische Indie-Headliner. Die Gründe dafür mögen vielfältig sein und die haben wir hier im Forum auch schon oft diskutiert ohne die Details (Kosten, Terminpläne, Konkurrenzsituation mit größeren Festivals, Klauseln in Verträgen etc.) genau zu kennen. Meine Meinung: Es gibt aktuell gar nicht so viele solcher Bands die in Frage kämen, womöglich finanzierbar sind, Zeit haben und/oder wirklich wollen.
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Re: Der neue Stammtisch

Beitragvon Bugenhagen » Mo 14. Aug 2017, 09:47

Kleiner Nachtrag noch von mir:
Sound waren in diesem Jahr sowohl auf der Hauptbühne als auch im Zelt top.
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Re: Der neue Stammtisch

Beitragvon damocles » Mo 14. Aug 2017, 10:04

Seit 2003 fahre ich aufs Haldern, ich glaube mit nur einem Jahr Pause und manchmal frage ich mich, was mehr Tradition hat: Das Festival oder das "Früher war alles besser"-Gegrummel nachher im Stammtisch. ;-)

Vielleicht bin ich da zu anspruchslos, aber 2017 hat mir (fast) ausnahmslos gefallen. Das muss jetzt nicht heißen, dass mir alle Musiker und Timetable-Entscheidungen zusagten (das Schlimmste war, dass ich aufgrund der Umstellungen Mammut verpasst habe...), aber das Gesamtpaket hat sich für mich sehr "rund" angefühlt. Und es gab genug zu entdecken, damit man auch mit diesem Haldern-Gefühl nach Hause fahren konnte, wieder ein paar neue Musiker in die eigene musikalische Biographie mit aufgenommen zu haben.

Meine Highlights:
Parcels
Joep Beving
Mario Batkovic
Faber
The Amazons
Tom Grennan
und natürlich The Afghan Whigs - auch wenn es eine Schande war, dass die ihren Zeitslot nicht ausgeschöpft haben.

Zum Drumherum:
Das mit den Wartezeiten habe ich überhaupt nicht mitbekommen, weil ich irgendwie sehr antizyklisch aufs Gelände gehe. Ich hab nie signifikant anstehen müssen (Ich spreche jetzt nicht von der Spiegelzeltschlange). Genauso wie ich vielleicht Glück hatte und stets sehr freundliche, manchmal wirklich lustige Security-typen erwischt habe. Es mag daran liegen, dass ich seit ein paar Jahren als klischeemäßiger alter Sack dann doch lieber in einem Hotel logiere, was ironischerweise dazu führt, dass ich seitdem deutlich mehr Musik mitbekomme, als in den Jahren davor, weil man das Gelände viel seltener verlässt :-D

Die Sache mit den Preisen: Die Preisstruktur auf dem Gelände ist in der Tat ein bisschen seltsam, denn sie rangiert von "vollkommen okay" bis "ernsthaft jetzt?". Ironischerweise wurde dabei "kulinarischer Konservatismus" hart bestraft - wer auf Festivals einfach ne Pommes und ne Wurst erwartet, der wurde regelrecht geschröpft. 3,90 Euro für eine Bratwurst im Brötchen oder eine Pommes ist schon mehr als ein bisschen herb. Andererseits: Die grandiosen Käsespätzle für 6,50 Euro (Das wirklich frisch zubereitete Schnitzel mit Kartoffelsalat soll wohl auch super gewesen sein) machten für einen kompletten Festivaltag satt und auch die Preise an dem neuen Kötbullar-Stand gingen vollkommen in Ordnung. Inwiefern da die Organisatoren Einfluss auf Preisgestaltung nehmen können und wollen, sei mal dahingestellt.

Die Erweiterung des Festivalgeländes nach hinten ist zusammen mit dem Ausbau des "Dorfplatzes" voll gelungen. Viele werden sich noch dran erinnern, dass der hintere Bereich des Reitplatzes oft jahrelang einfach eine tote Fläche war, auf dem manchmal ein einsames Red-Bull Zelt rumstand, unter dass man sich nur verirrte, wenn es regnete. Die Veränderungen der letzten beiden Jahre sind hier echt klasse. Kurze Frage zum Trivago-"Zelt": Hat da eigentlich wer den Cantus Domus-Gig gesehen? Haben die ernsthaft alle in das Zelt reingepasst? Hätte mich echt mal interessiert....
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Re: Der neue Stammtisch

Beitragvon RegularJohn » Mo 14. Aug 2017, 11:10

Ich war dieses Mal auch das zweite Jahr in Folge nicht dabei, nachdem ich zuvor ein Jahrzehnt lang immer auf dem Haldern war. Ich habe immer sehr gerne die kleinen Bands dort gesehen und Neues entdeckt. Auch dieses Jahr wären sicherlich Acts wie Idles, Mammut oder Let's Eat Grandma Highlights für mich gewesen.
Das Problem für mich ist, dass die "großen" Bands mittlerweile Namen wie Clueso, Bilderbuch (finde ich allerdings tatsächlich gut), Afghan Whigs (zum xten Mal), Conor Oberst (m.M. seit zig Jahren über seinen Zenit hinaus) oder Käptn Peng tragen. Es kann wirklich keiner ernsthaft wegdiskutieren, dass das Haldern vor einigen Jahren noch einige Regale weiter oben gefischt hat was die vermeintlichen Zugpferde angeht. Jetzt kann man natürlich anmerken, dass es beim Haldern schon immer um Entdeckungen ging und erst in zweiter Linie um die Namen. Das ist ja auch richtig. Nur bieten mir inzwischen so viele andere Festivals einfach beides. Für mich gab es deshalb musikalisch gesehen z.B. dieses Jahr keinen Grund aufs Haldern statt aufs Maifeld zu gehen.

Was ich hier bei den kritischen Kommentaren allerdings nicht nachvollziehen kann ist der Ruf nach mehr Indie/Folk. Ich erinnere mich noch an Haldern Pops Anfang der 2010er, als ein wahrer Folk-Overkill herrschte und man den nächsten Banjo Spieler am liebsten am Starkstrom angeschlossen hätte. Da war im Forum auch die Hölle los und alle haben mehr Diversität gefordert. Das hat das Haldern meiner Meinung nach in den Folgejahren besser hinbekommen, auch wenn es für meinen Geschmack noch nicht konsequent genug war (Stichwort: elektronische Musik und mehr Abriss-Bands). Wieder den Sound hauptsächlich an Indie-Folk-Gitarrenbands jeder Art auszurichten wäre für mich ein (weiterer) klarer Rückschritt des Festivals.
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Re: Der neue Stammtisch

Beitragvon giraffentoast » Mo 14. Aug 2017, 11:31

Ich hab das Gefühl, man verzettelt sich zunehmend. Die Anzahl der Locations und der Bands hat überhandgenommen und da scheint Qualität auf Kosten von Quantität auf der Strecke zu bleiben. Die ganz besonderen Momente im Kleinen werden rarer und die Hauptacts auf der Hauptbühne, die einen gemeinsamen Nenner darstellen könnten,  sind kaum noch vorhanden. Was bleibt ist der allgemeine, allem unterliegende Charme, der das Festival weiterhin trägt – das über Jahre zusätzliche Pfund WOW bei den Bands fehlt. Wer line up-Vergleiche anstellen möchte, der soll sich mal das Maifeld-Derby der
vergangenen Jahre anschauen.
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Re: Der neue Stammtisch

Beitragvon mauser » Mo 14. Aug 2017, 11:40

damocles hat geschrieben:Kurze Frage zum Trivago-"Zelt": Hat da eigentlich wer den Cantus Domus-Gig gesehen? Haben die ernsthaft alle in das Zelt reingepasst? Hätte mich echt mal interessiert....


Habe leider zu spät gesehen, dass es in dem Bereich wieder Auftritte gibt. Immerhin habe ich Cantus Domus in der Kirche gesehen - ganz großartig, vor allem das erste Stück, das "Wandelkonzert"...
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Re: Der neue Stammtisch

Beitragvon Bugenhagen » Mo 14. Aug 2017, 13:53

Zweiter Nachtrag:
Weiter hat mir in diesem Jahr sehr gut gefallen, dass die Konzerte auf der Hauptbühne länger waren. DIe Philosophie ist richtig. Lieber 1-2 Bands weniger, dafür mindestens 60-minütige oder gar komplette Sets.
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Re: Der neue Stammtisch

Beitragvon Bugenhagen » Mo 14. Aug 2017, 13:54

Dritter Nachtrag:
Ich war dieses Jahr des öfteren im Zelt. Das "Hintergrundgelaber" im Publikum war wesentlich weniger. Gut so!
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Re: Der neue Stammtisch

Beitragvon linushund » Mo 14. Aug 2017, 14:14

War dat wieder schön (nass).
Ich fand‘s toll. Kann als beruflich bedingt leider nur gegen späten Nachmittag kommen, und habe auch so wieder mal (laut meiner besseren Hälfte) tolle Sachen in der Kirche verpasst, passte aber trotzdem. Ich meckere auch gern über einzelne Acts (dazu später), kann aber die generelle Motzerei über das line up nicht nachvollziehen. Den Machern von Haldern uneingeschränkte Bewunderung dafür, dass sie so ein vielfältiges Programm jährlich auf die Beine stellen . In einem Jahr gibt es eben mehr gute Künstler als im anderen Jahr. Ja und? Bei so vielen Bands, die man ohnehin nicht alle sehen kann, dürfte doch immer was zu finden sein, was einem gefällt. Oder geht der Purismus bei Einigen schon so weit, dass man grundsätzlich alles verdammt, was nicht Indie, schräg oder nichtmassentauglich ist, unabhängig davon, ob man es selber überhaupt sieht oder hört?
Mir jedenfalls dient Haldern dazu, mal Sachen zu hören, die ich sonst privat nicht höre, oder, wenn die Musikrichtung zum persönlichen Geschmack passt, Neues zu entdecken. Als Ausgleich gehe ich dann zu den Rolling Stones :-) Natürlich ist auch immer totaler Mist dabei, aber nur bezogen auf den eigenen, persönlichen Geschmack. Andere mögen das grandios finden. Gottes Segen dafür. Ich finde es im Übrigen auch gar nicht schlimm, wenn auch mal ein paar etablierte Acts auf der Bühne stehen. Natürlich werden die Tickets blind gekauft. Aber ist es denn so schlimm, wenn man Künstler erlebt, deren Texte man mitsingen kann? Wer’s nicht mag, kann doch gehen. Im Spiegelzelt findet sich immer eine Alternative, und umgekehrt, s. Wolf Maan.

Damit zur Einzelkritik ausgewählter Acts (unter Beachtung des eben gesagten)
Clueso: och nö, sorry. Ich kannte bis dato noch nichts von ihm, da wir solche Musik reflexartig wegklicken, wenn sie im Radio kommt. Also, dachten wir uns, wir haben ja bezahlt und man kann sich das ja mal live anhören. Sind dann nach 3 songs gegangen. Meine Freundin meinte, total langweilig.
Und diese Videos mit den Selbstbeweihräucherungsfilmchen waren auch eher befremdlich. Dagegen war die lightshow von Bilderbuch im Übrigen überirdisch gut. Die meisten anderen hatten offensichtlich Ihren Spaß, sei es ihnen gegönnt. Sollte nächstes Jahr dann Peter Maffay auf der Bühne stehen, gehen wir eben noch früher.
Käpt’n Peng und dingsbums: Hip Hop, und speziell deutscher hiphop ist nun gar nicht mein Ding.Ich kann damit nichts, aber auch gar nichts anfangen. Sind dann schnell verschwunden. Dann lieber doch Kate Tempest. Zwar sollte im Programmheft die Warnung „Achtung: Kunst“ stehen, war aber sehr originell. Hoffentlich werden ihre Bandmitglieder nach Stundenlohn und nicht nach Anzahl der Anschläge auf dem keyboard bezahlt. Dann läge die Lohn sicher unter der gesetzlichen Mindestlohngrenze :-)

Annenmeikattegatt: Interessante Beobachtung: die nach dem letzten Auftritt auf der kleinen Bühne schwer verliebten Mädels aus unserer Gruppe hatten sich diesmal ganz vorne an die Bühne gestellt und waren nachher ziemlich enttäuscht. Bis auf wenige Ausnahmen wäre es das gleiche Konzert wie vor 2 Jahren gewesen, ziemlich langweilig. Ich hatte nur das Ende gesehen, da ich vorher bei den Amazons war (sehr geil), kann das jetzt nicht so direkt bestätigen. Eine sauber gestimmte Gitarre wäre aber dem musikalischen Genuss nicht abträglich gewesen, oder hat der Kollege sich einfach nur verspielt?
Benjamin Clementine: der Höhepunkt für mich in dem Sinne, dass man darüber in ein paar Jahrzehnten seinen Enkeln und Urenkeln an langen Winterabenden vor dem Kamin noch berichten kann. Sehr schräg, sehr Haldern, sehr gut! Dieser Gewinner des Little Richard look-alike Wettbewerbs war ja so was von verpeilt. War das der erste Künstler in all den Jahren, der von der Bühne gefallen ist? Eine Bitte fürs nächste Jahr: verkauft doch bitte das Zeugs, was er vorher genommen oder geraucht hat. Möchte ich auch haben. Im Ernst, wenn er denn mal gespielt hat, war das schon gut.

Musikalisch meine highlights: Amazons, Nick Waterhouse, Afghan Wings, Bear’s Den und Conor Oberst. So was höre ich auch zu Hause.
Ganz witzig: Der Ersatz für die Camel-Promotion war dann wohl Bofrost.
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