War dat wieder schön (nass).
Ich fand‘s toll. Kann als beruflich bedingt leider nur gegen späten Nachmittag kommen, und habe auch so wieder mal (laut meiner besseren Hälfte) tolle Sachen in der Kirche verpasst, passte aber trotzdem. Ich meckere auch gern über einzelne Acts (dazu später), kann aber die generelle Motzerei über das line up nicht nachvollziehen. Den Machern von Haldern uneingeschränkte Bewunderung dafür, dass sie so ein vielfältiges Programm jährlich auf die Beine stellen . In einem Jahr gibt es eben mehr gute Künstler als im anderen Jahr. Ja und? Bei so vielen Bands, die man ohnehin nicht alle sehen kann, dürfte doch immer was zu finden sein, was einem gefällt. Oder geht der Purismus bei Einigen schon so weit, dass man grundsätzlich alles verdammt, was nicht Indie, schräg oder nichtmassentauglich ist, unabhängig davon, ob man es selber überhaupt sieht oder hört?
Mir jedenfalls dient Haldern dazu, mal Sachen zu hören, die ich sonst privat nicht höre, oder, wenn die Musikrichtung zum persönlichen Geschmack passt, Neues zu entdecken. Als Ausgleich gehe ich dann zu den Rolling Stones
Natürlich ist auch immer totaler Mist dabei, aber nur bezogen auf den eigenen, persönlichen Geschmack. Andere mögen das grandios finden. Gottes Segen dafür. Ich finde es im Übrigen auch gar nicht schlimm, wenn auch mal ein paar etablierte Acts auf der Bühne stehen. Natürlich werden die Tickets blind gekauft. Aber ist es denn so schlimm, wenn man Künstler erlebt, deren Texte man mitsingen kann? Wer’s nicht mag, kann doch gehen. Im Spiegelzelt findet sich immer eine Alternative, und umgekehrt, s. Wolf Maan.
Damit zur Einzelkritik ausgewählter Acts (unter Beachtung des eben gesagten)
Clueso: och nö, sorry. Ich kannte bis dato noch nichts von ihm, da wir solche Musik reflexartig wegklicken, wenn sie im Radio kommt. Also, dachten wir uns, wir haben ja bezahlt und man kann sich das ja mal live anhören. Sind dann nach 3 songs gegangen. Meine Freundin meinte, total langweilig.
Und diese Videos mit den Selbstbeweihräucherungsfilmchen waren auch eher befremdlich. Dagegen war die lightshow von Bilderbuch im Übrigen überirdisch gut. Die meisten anderen hatten offensichtlich Ihren Spaß, sei es ihnen gegönnt. Sollte nächstes Jahr dann Peter Maffay auf der Bühne stehen, gehen wir eben noch früher.
Käpt’n Peng und dingsbums: Hip Hop, und speziell deutscher hiphop ist nun gar nicht mein Ding.Ich kann damit nichts, aber auch gar nichts anfangen. Sind dann schnell verschwunden. Dann lieber doch Kate Tempest. Zwar sollte im Programmheft die Warnung „Achtung: Kunst“ stehen, war aber sehr originell. Hoffentlich werden ihre Bandmitglieder nach Stundenlohn und nicht nach Anzahl der Anschläge auf dem keyboard bezahlt. Dann läge die Lohn sicher unter der gesetzlichen Mindestlohngrenze
Annenmeikattegatt: Interessante Beobachtung: die nach dem letzten Auftritt auf der kleinen Bühne schwer verliebten Mädels aus unserer Gruppe hatten sich diesmal ganz vorne an die Bühne gestellt und waren nachher ziemlich enttäuscht. Bis auf wenige Ausnahmen wäre es das gleiche Konzert wie vor 2 Jahren gewesen, ziemlich langweilig. Ich hatte nur das Ende gesehen, da ich vorher bei den Amazons war (sehr geil), kann das jetzt nicht so direkt bestätigen. Eine sauber gestimmte Gitarre wäre aber dem musikalischen Genuss nicht abträglich gewesen, oder hat der Kollege sich einfach nur verspielt?
Benjamin Clementine: der Höhepunkt für mich in dem Sinne, dass man darüber in ein paar Jahrzehnten seinen Enkeln und Urenkeln an langen Winterabenden vor dem Kamin noch berichten kann. Sehr schräg, sehr Haldern, sehr gut! Dieser Gewinner des Little Richard look-alike Wettbewerbs war ja so was von verpeilt. War das der erste Künstler in all den Jahren, der von der Bühne gefallen ist? Eine Bitte fürs nächste Jahr: verkauft doch bitte das Zeugs, was er vorher genommen oder geraucht hat. Möchte ich auch haben. Im Ernst, wenn er denn mal gespielt hat, war das schon gut.
Musikalisch meine highlights: Amazons, Nick Waterhouse, Afghan Wings, Bear’s Den und Conor Oberst. So was höre ich auch zu Hause.
Ganz witzig: Der Ersatz für die Camel-Promotion war dann wohl Bofrost.