Gespräch am Freitag, dem 4.8.2023 im Europa Zelt
Gespräch am Samstag, dem 5.8.2023 im Europa Zelt
Details siehe unten.
PROGRAMM
Die Kultur wurde lange als „weicher Standortfaktor“ kalkuliert, nett und unwesentlich, kaum fette Beute. Mit den letzten Jahren verkehrt sich die Welt, der Alltag wird immer mehr zum Schlachtfeld der Moral, die Generationen verweigern die Staffelhölzer und ein Schimpfen prägt die Gesprächskultur.
Der Raum wird fließender und Bindungen sprunghafter. Was alles falsch gemacht werden kann, nährt die Medien und bestimmt das Tagesgespräch. Tugend reimt sich nicht mehr auf Jugend und Weisheit wird zum Rechtschreibfehler. Das Leben der Anderen holt uns ohne Mühe wieder ein, was einst einem politisch manifestierten System aus Angst mit Kontrollwahn entglitt und scheiterte, kehrt auf individuellen und leisen Pantoffeln zurück. Verrückt, das Ganze.
Uns geht es immer noch im kleinen Ganzen um die Volkswirkschaft, um das Da sein, um gemeinsame und geduldige Wirksamkeiten im gesellschaftlichen Miteinander. Wir wollen Jugend, Zukunft und voneinander lernen, kein Spektakel, eine sich empfehlende Sichtweise diskutieren. Es geht immer mehr um morgen. Jede Ausgabe in Haldern ist ein Kind seiner Zeit, künstlerisch, gesellschaftlich und bestenfalls eine alltägliche Spiegelung unserer derzeitigen Befindlichkeiten.
Wir bleiben optimistisch und reden mit und über uns, an zwei Tagen und in einem Zelt.
Gespräch am Freitag, dem 4.8.2023 im Europa Zelt
von 19:45 – 20:45 Uhr Moderation: Julia Wissert und Aladin El-Mafaalani
Gäste:
Mona Neubaur (Ministerium für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie des Landes NRW)
Tim Jürgens (stellv. Chefredakteur 11 Freunde)
Dimitri Hegemann (Gründer und Betreiber des „Tresor“ im Kraftwerk Berlin Mitte)
Mona Neubaur ist Ministerin für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie in NRW, diese Position vereint alle derzeitigen politischen Sensibilitäten unserer Zeit. Mit welcher politischen Kraft, mit welchen Ideen kann und will die Politik den zukünftigen Herausforderungen junger Menschen zur Seite stehen? Wo liegt die Strategie und Aufmerksamkeit, welche Strukturen sind förderungswürdig, wo will man zukünftig mutiger sein?
Tim Jürgens ist ein journalistischer Verteidiger des Fußballspiels, stellv. Chefredakteur der Zeitung 11 Freunde und wohl einer der relevantesten Fußballdenker unserer Zeit. 11 Freunde ist ein Fußballmagazin, das sich dem Spiel an sich verpflichtet fühlt und allen gierigen Entgleisungen sachlich auf die Füße tritt. Fußball als Spiel, begeistert jung wie alt gleichermaßen, ist voller sozialer Energie und Überraschung, ein Jungbrunnen.
Dimitri Hegemann denkt Jugendarbeit in anderen Kategorien, versteht sich als Schnittstelle zwischen Jugend und Verwaltung, sinniert über neue Räume und Vertrauen für jugendliche Entdecker, Rebellen mit einer Nein-Allergie. Er baut auf mehr Mut und holt sie dort ab, wo das Experiment und die Energie sich treffen. Gute Nacht.
Da Sein.
Es ist kein Geheimnis, dass die Energie der Jugend für unsere Zukunft eine tragende Rolle einnimmt. Wie kanalisieren wir diese Kräfte, lassen sie gleiten, Fehler machen und wieder Schwung nehmen? Wie begegnen wir einander, teilen Erfahrungen und werfen nicht mit Erwartung und Verboten um uns? Wie schaffen wir es, dass sie selbstbestimmter ihre Zukunft in die Hand nehmen dürfen, Verantwortung erlernen und wir sie dabei unterstützen, Räume zu öffnen und zu gestalten? Vertrauen spielt eine große Rolle, eine lebendige Leichtigkeit für unsere gemeinsame Zukunft.
Wir stolpern über Staffelhölzer, die entweder nicht weiter gegeben wurden oder weil keiner da war, der sie in Empfang nehmen wollte.
Ein gesellschaftliches Auseinanderdriften kennzeichnet unsere ängstliche und sehr flüchtige Zeit. Das Gefühl etwas zu verpassen oder zu spät zu sein lähmt unsere Kinder und somit auch uns selbst. Wir sind an einem Punkt, wo Stille anfängt zu bluten und wir uns wund konsumieren. Fort sein, dort sein, weil keiner auf uns wartet.
Gespräch am Samstag, dem 5.8.2023 im Europa Zelt
von 18:30 – 19:30 Uhr Moderation: Jan Stassen (Museum der Werte)
Gäste:
Wolfgang Conrad (ehemaliger Wirtschaftsförderer, Strategieexperte, 2022 als Netzwerker bundesweit ausgezeichnet und gleichzeitig Kulturschaffender)
Sebastian Hense (Bürgermeister der Stadt Rees)
Heike Falkenberg (Innenarchitektin aus Düsseldorf)
Daniel Fontana „duex“ (Kulturunternehmer und ausgezeichnet mit dem Schweizer Kulturpreis 2022)
Wolfgang Conrad ist vielleicht der „alte“ Hase, der mit jungen und innovativen Ideen die Wirtschaftsförderung und Stadtentwicklung mit kulturellen Impulsen verbunden hat. Seine strategische Weitsicht und Visionsfähigkeit als Sozialwissenschaftler hat Standortfragen weiter gefasst. Er hat geschickt die Interessen der Wirtschaft, Politik, Verwaltung und der Region gebündelt und mit Marktreife versehen.
Sebastian Hense ist ein Heimatverbundener mit langjährigem Engagement für seine Gemeinde. Aus einer Schreinerfamilie stammend und mit akademischen Wurzeln in der Mathematik, hat er seine politischen Fähigkeiten stets genutzt, um seiner Stadt zu dienen. Sein Engagement gipfelte in der Übernahme der Bürgermeisterrolle, eine Position, die seine langjährige Erfahrung, sein strategisches Denken und seine tiefe Verbundenheit mit Rees perfekt vereint.
Heike Falkenberg ist seit 2011 Inhaberin des Büros Falkenberg für Innenarchitektur, Consulting und Design. Zehn gewonnene Wettbewerbe, der zweite Deutsche Innenarchitekturpreis und zahlreiche durchgeführte Großprojekte zeugen von Ihrem Erfolg. Sie verbindet Orte und Menschen und begleitet bestehende Gebäude mit neuen Ideen in die Zukunft.“ Die große Kunst der Architektur ist die Reduktion auf das Wesentliche. „Licht. Leben. Raum.“ ist der sinngebende Dreiklang des Büros. Aus Licht und Raum beste Bedingungen für das Leben zu kreieren, ist Ihre Vision.
Daniel Fontana, auch duex genannt, ist seiner Zeit weit voraus und dennoch nicht einsam. Was so klingt wie eine Textaufgabe einer Philosophiestudentin, ist das Phänomen eines Schweizer Kulturschaffenden, der, mit dem Wert des Vertrauens, die gierig korrodierenden Löcher einer bewußtlosen Gesellschaft stopft, indem er sie schüttelt und kneift. Ein Zauberer.
Da Sein.
Max Horkheimer hat einmal gesagt: Was wir ‚Sinn‘ nennen, wird verschwinden.
Die Unruhen unserer Welt skalieren wir mal auf den Regionalteil unserer „Gegend“, den Niederrhein im Sommer 2023. Was sich indirekt in der Tagesschau allabendlich zu einem unerträglich großen Ganzen auftürmt, dass wir doch Einfluss auf diese Welt nehmen, anstatt dass wir es stetig mit einer protestierenden Geste aus dem Moment wischen, ist keine These mehr. Alles hat mit jedem zu tun, der Sack Reis in China scheint umgefallen, und unsere Angst legt den Rückwärtsgang ein.
Mit welchem Recht praktizieren wir diese wirtschaftliche Maßlosigkeit? Um uns spürbar zu machen, treiben wir immer tiefere Furchen in unseren Planeten und skizzieren ein apokalyptisches Szenario in die ängstlichen Gesichter unserer Kinder. Diese fehlende Leichtigkeit unserer Jugendlichen, es kaum abwarten zu können in die wohl temperierte Zukunft zu springen und mit Ideen und Energie nur so um sich zu schmeißen, wirft Fragen auf. Vielleicht muss “die” Jugend ja erst einmal eine Anleitung an die Hand bekommen, wie eigene Visionen für Gemeinschaften entwickelt, gestaltet und umgesetzt sowie Verantwortungen für Zukünfte getragen werden können.
Reden wir über das Kloster Haus Aspel, ein derzeit verlassener Ort braucht wieder seine Bestimmung, um Menschen aufzurichten, Impulse für ein sinnstiftendes Leben in Aussicht zu stellen und sich den zeitgemäßen Fragen unserer Zeit zu stellen. Ein Ort des Da Seins, eine sinnbildlich große Küche, wo immer jemand ist, wo die Jugend Fragen stellen und sich ausprobieren darf, wo geredet und zugehört wird, wo wir die Welt ganz klein und wieder großziehen können. Haus Aspel, ein Ort für die Gastfreundschaft, die Zukunft – Eine Begeisterungsmanufaktur … Jugendherberge, Werkstätten, Residenzen, Proberäume, Bühnen, Gärten, Felder, Äcker, … Die Geschichte vom kleinen Glück, beginnt nicht selten mit dem Schritt zurück, wo komm ich her, wo will ich hin, wo bin ich glücklich, der der ich bin?