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Haldern Pop Tagebuch II – Tag 29 Helle Petra

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Haldern Pop Tagebuch II – Tag 29
30. November 2020

Helle Petra

Heute hat sie Geburtstag, ich schätze ihr Neununddreißigster dürfte es sein. Gut gehalten, würde auch Cesar Luis Menotti sagen, Tore schießen sollen die anderen, es gibt was zu verteidigen, vielleicht die Ehre oder das Unsichtbare, ein Gefühl von Wärme. Die Helle Petra ist wie ein mentales Kernkraftwerk, verbindet manches mit vielem, die Pflicht mit der Kür und steht selten im Weg.

In Rom mag man die Petras gerne fleißig und leise, die Welt ist aber über die Jahrhunderte eine andere, eine lautere geworden. Zeiten ändern sich, ohne dass was geändert wurde. Bequem und rau, maßlose Möglichkeiten eilen voraus, sie einzufangen und schneller zu sein, ist auch immer eine Frage des Gemüts, der Ausdauer und der Perspektive. Dosierte Gemütlichkeit in Verbindung existentieller Dringlichkeit sind die Pole, die uns täglich hin und her schupsen. Die Helle Petra schafft Raum, Ruhe und hütet die Zuversicht. Den Stock überlässt sie dem Mittelstürmer, sie bestimmt den Takt mit Blumen und Hingabe. Wenn die Vorstände dieser Welt gerne auf große Tore spielen wollen, weil viele geschossen werden müssen, brauchen wir eine bessere Innenverteidigung. Menschen, die sich kümmern, vertrauen und den Kasten sauber halten, am Ende sollten die Tore kleiner und die Angriffe vielfältiger sein. Wer die Wiese mit einem zu großen Traktor mähen will, sollte die Verdichtung der Böden und die Fähigkeit der Regenwürmer im Auge behalten. Lebendigkeit ist eine ansteckende Tugend, ein Geschenk. In unserem Dorf hobelt man gerne, Späne fallen, es wird gestrichen, mal weiß und zu Bach, wir sind. Vielseitig, neugierig, streitbar und leichtfertig, auch gerne mal doof, das Dorf. Unsere Postboten werden immer dünner, das Kaufen immer unsportlicher und in jedem Sack Kartoffeln steckt ein autogenes Training. Das Moderne schleicht mit List in unsere Mitte, Teilhabe macht gelassen. Einiges, aber längst nicht alles, habe ich hier erzählt, manches wird bewußt verschwiegen, das besprechen wir nur persönlich.

Alles Gute zum Geburtstag, liebe Petra und an all die anderen hellen Petras, seht uns nach, wenn wir Männer glauben, genetisch dazu verurteilt worden zu sein, stetig Dinge zu jagen und Punkte zu sammeln. Man sollte keine Rollen verteilen, Klischees vertiefen, da provoziert die Werbung und eine zu restaurierende Tradition. Ein Dorf sollte schlau genug sein, zu wissen, dass all diese großen und kleinen Fähigkeiten nicht ausschließlich dem Geld gehören, manchmal teilt man sie für ein größeres Ganzes. Geschichten erzählen, die Dinge, Tiere und Menschen in Beziehung bringen, fiktiv oder wahr, es ist eine Idee. Die Helle Petra gibt es wirklich und Amazon ist nur die Vorhut, ob Amazonien das Paradies sein wird, da lassen wir uns dann mal überraschen. /StR

Zeichnung & Kolorierung: Christoph & Stefan Reichmann

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