1000 GRAM schrauben auf ihrem zweiten Longplayer Dances das Tempo hoch – hier soll nicht geträumt, sondern das Tanzbein geschwungen werden. „I don’t really give a fuck!” entfährt es Frontmann Moritz Lieberkühn gleich im ersten Song „Really Need Someone”. 1000 GRAM, das deutsch-schwedische Band-Projekt mit der unvergleichlichen Mischung aus fetten Gitarrensounds und federleichter Produktion, hat nicht viel Zeit ins Land gehen lassen, um den Nachfolger für Ken Sent Me einzuspielen: Die Sessions waren oft eine live-in-the-studio-affair, dann wurde der kurze Weg übers Internet genommen, um zwischen Schweden und Deutschland mit dem Produzenten Tilman Hopf die letzten Overdubs und Mixes fertigzustellen. Herausgekommen ist ein Blitze schlagendes Stück Musik, das Moritz Lieberkühn, Alexander Simm, Jakob Öhrvall und Volker Wendisch in ihrer vielleicht produktivsten Phase zeigt. „Unsere Vorbilder kommen aus der Zeit, als Independent noch Alternative hieß”, erklärt Moritz Lieberkühn und zählt auf: Sonic Youth, Pavement, Fugazi, Bands, bei denen man nach einem Konzert mit nassgeschwitztem T-Shirt nach Hause ging, das ist der Spirit, von dem auch bei 1000 GRAM noch eine gehörige Portion zu spüren ist.
Wo der Erstling Ken Sent Me mit Stücken wie „Push Someone” noch die zarten ersten Schritte auf dem Parkett versuchte, ist die Selbstsicherheit und Souveränität einer auch auf der Bühne gut eingespielten Truppe nun in jedem Ton hörbar: Das Parkett ist erkundet, jetzt liegen die Sägespäne bereit, um es ordentlich krachen zu lassen. Denn hier agiert eine Band, die weiß, was sie will und das ihre Hörer auch spüren lässt: In den hinreißend treibenden Akkordfolgen von „Really Need Someone” oder „Out In An Instant”, den wuchtigen, an Dinosaur Jr. erinnernden Riffs von „A Home Outside Of Me” oder dem stürmischen „I’d Pilgrim To Anything”, das vielleicht am offensten die Punk-Wurzeln der Bandmitglieder zutage legt. Schnelle, gut getaktete Wechsel zwischen laut und leise, ausgetüftelte Intros und Lust an der Improvisation zeigen allerdings, das hier mehr als nur DIY am Werk ist, und auch von der guten alten No-Future-Attitüde des Punk könnten 1000 GRAM nicht weiter entfernt sein. Viel Gefühl, sogar ein Duett mit Lieberkühns Label- und langjähriger Lebensgefährtin Anna Roxenholt (aka NEW FOUND LAND) finden sich auf der zweiten Hälfte von Dances, bevor im letzten Stück „Click Your Heels” wieder ganz selbstversunken das Tanzbein geschwungen werden darf. Und das entspricht auch ganz der Intention: „Am besten wäre es, wenn jeder Hörer des Albums spontan durch seine Stadt tanzt und andere Leute anstachelt, mitzutanzen”, so beantwortet Moritz Lieberkühn augenzwinkernd die Frage, was die vier mit ihren neuen Songs bewirken wollen. Guter Plan.