40. Jahre Haldern Pop Festival
Was liegt diesen 40 bewegenden Jahren zu Grunde, was hat diese Zeit mit uns gemacht, was ver- und entführte uns, was ist geblieben und hat Wurzeln getrieben?
Bei einer Zugfahrt, im sonnigen Osten der Republik, sagte mir ein junger Freund mit viel Erfahrung, ein Festival wäre schon wichtig und gut, wenn es denn mit den diversen Einflüssen, Erwartungen, Sehnsüchten und Energien momentgenau pulsierend umzugehen weiss, und diese Spannung speichern und verstetigen kann. Mit der damaligen, ganzjährigen Öffnung unserer Haldern Pop Bar, inmitten des Dorfes, hätten wir diesen Kreis geschlossen. Ein Ort zu sein, der immer da ist, wo stetig was köchelt, das Licht brennt und die Tage unaufgeregt ihre Kreise ziehen. Ein verbindender Ort, für Jung und Alt. DA SEIN.
Wir leben in einer flüchtigen Welt, verlieren uns gerne im großen Ganzen und vernachlässigen das Da sein. „Ein Stück weit“ heißt nichts anderes, als „ein Bisschen“. Gewachsene Beziehungen nennen sich heute Netzwerke, das hat mehr mit Scannen, als mit dem wirklichen Kennen zu tun. Unser Urvertrauen lebt auch von der erfahrenen Nestwärme, einem gefühlten Ort, wie die Küche, wo immer einer ist, isst und das Feuer oder die Lampe brennt. Dieser Platz zu sein, dieses DA SEIN zu leben ist vielleicht das Werk, was sich aus unserer Absichtslosigkeit über die Jahre herausschälen konnte.
Die aufgewühlten Zeiten und Zahlen tragen eine Angst in sich, der wir gerne mit Vertrauen und Solidarität entgegentreten wollen. Wir brauchen die Energie und die Erfahrung und vor allem die Begeisterung für die Kunst, um eine Kultur des Miteinanders aufzugreifen.
Dieses solidarische Prinzip würde die Zugänglichkeit jüngerer Menschen beim Festival unterstützen, nennt es gerne Rente Rückwärts. Wir wollen ein Festival wie ein gesundes Viertel, Stadt, Dorf oder gerne auch Gegend, von allem etwas, gerne jeder selbst und vertraut.
Stefan Reichmann, Haldern Pop
