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Die Sonne

  • Datum:17 - Okt - 2014
  • Beginn:21:00
  • Einlass:19:00
  • Herkunft:DE
  • Tickets:Eintritt frei!
  • Die_Sonne_400

Die Widersprüche feiern!

Kurz vorweg: Wolke, das verboten elegante Pop-Duo von Oliver Minck und Benedikt Filleböck, ist nicht weg vom Fenster, sondern muss nur mal ein Stück zur Seite treten für etwas Neues, Frisches, Großes, Gutes: Die Sonne!

Ursprünglich taten sich Oli und Bene mit Boris Rogowski (E-Gitarre), Roland Münchow (Bass) und Claus Schulte (Schlagzeug) zusammen, weil sie ihre bewährte Kammerbesetzung – Piano/Synthie, Bass, Drum Machine – für ein neues Wolke-Album um einige Farben bereichern wollten.
Doch recht schnell merkten sie, dass da etwas grundlegend anderes entstand, nämlich eine BAND mit völlig neuer Dynamik, erweitertem Spielspaß und expliziten Karriereambitionen. Kein Let’s Dance-Sternchen, kein grauer Klumpen-Zwergplanet, sondern eben: DIE SONNE!

Und wie die Gaskugel, in deren Licht wir wandeln, beherrscht auch die Kölner Band die ganze meteorologische Palette der Erscheinungsbilder. Mal gleißend hell und grundlos zufrieden wie in „Neu erfunden“, der euphorisierenden Single: Hier kommt das Glücksversprechen auf dem Goldwagen geritten, gezogen von einer hybrischen Afrogitarre, und im Sauerstoffrausch ruft das lyrische Ich original 32 Mal “immer“, bis es schließlich bei “froh” landet.

Woanders scheint Die Sonne drückend, trübe, durch drei Lagen Pergament, wie in der wunderschönen Ballade „Der Nebel“. Das Bildnis des Künstlers als Fiebertraum. Oliver Minck klingt wie ein verwundeter Orpheus, frisch zurück aus der Unterwelt:
„Jeder Moment ist ein Moment, den du ertragen musst. Jede Sekunde rückt dich näher Richtung Tod. Und wenn du rennst, dann rennst du nicht, weil du was wagen musst. Nein, wenn du rennst, dann rennst du nur vor etwas fort.“
Hier singen Klarheit und Ernüchterung ohne Angst. Aber die Band dahinter formuliert die große Geste, dehnt jeden Buchstaben von Pop ins Endlose. Sowieso klingt die Musik auf dieser Platte leicht und gleichwohl zwingend, wie selten etwas aus Kartoffelland. Feinste Melodiebögen schwingen über Hallfahnen und der Beat treibt und federt.

Das alles wäre nicht so wahnsinnig interessant, schöne Songs gibt‘s in jedem Laden, gäbe es auf diesem Album nicht diese schillernden Brüche zwischen den Zeilen und Noten. Oliver singt einmal: „Als ich eine Taube war, war ich keine weiße und nicht für den Frieden.“ Dieses Bild kann für die ganze Platte stehen. Verzweiflung wird hier in Seide gewandet und Harmonie mit Rostfarbe übermalt. Beim Rocksong (oh ja, das ist er) „Wir sind wir“ folgt unmittelbar auf die Zeilen „Ich bin ich, du bist du und wir sind wir“ die Faust des Sängers mit „wir sind zwei Teile eines Ganzen, können allein nicht existieren, wir könnens` probieren, doch wir verlieren.“ Und die Gitarren zerren und achteln, bis es ein jeder verstanden hat. Im letzten Stück, „Ahnung von Dir“, singt Oliver „Du bist ein schlechter Mensch, du bist kein schlechter Mensch“ – und ich denke, genau darum geht es: die Widersprüche zu feiern! Nichts ist, wie es scheint. Jeder ist alles gleichzeitig. Und über allen strahlt Die Sonne. Was für eine Platte!

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