Die ewig gleiche Kritik. Auch mein Geschmack hat das Lineup in diesem Jahr nicht zu 100% getroffen, da ich wenig mit Künstlern wie Kate Tempest, Clueso, Bilderbuch oder auch Conor Oberst anfangen, mit dem ich komischerweise nie so ganz warm geworden bin. Dennoch kann ich aus bereits genannten Gründen verstehen, dass sie gebucht werden - allemal bei Conor Oberst oder Kate Tempest, aber auch bei deutschsprachigen Acts, die es eigentlich immer gegeben hat (Jan Delay, Fettes Brot etc. pp.)
Man darf nicht vergessen, dass das Haldern Pop ein kleiner Player ist und die letzten Jahre vor allem gegen die starke skandinavische Konkurrenz von LiveNation und Co. buchen muss, hinzu kommen dann noch die innerdeutschen Big Player FKP (Summers Tale) oder BMW (Pure&Crafted). Ich bin mir ziemlich sicher, dass man auch gerne Indiekünstler wie Car Seat Headrest, Interpol, Pixies, Feist und Co. gebucht hätte (wenn finanziell realisierbar), die alle an dem Wochenende in Europa getourt haben. Dennoch ist es nicht ganz fair nun das Haldern Pop mit den Festivals der Majors zu vergleichen - wir gehen ja auch nicht zum SC Freiburg und meckern, wenn dann eben kein Dembele für 15 Mio. Euro verpflichtet worden ist, auch wenn man ihn wohl gerne genommen hätte.
Nichtsdestotrotz gab es sie doch, die großen Namen und die Stars von Morgen: Conor Oberst, Afghan Whigs, Damian Rice, Glen Hansard wären auch in den wirklich gut besetzten Jahren 2010 und 2011 oben auf der Liste gestanden (man darf nicht vergessen, dass damals auch Bands wie Yeasayer oder Okkervil River spät auf dem Reitplatz gespielt haben), während Acts wie Courtney Barnett, Sam Smith (der erst nach der Bestätigung durch die Decke ging) und nicht zuletzt Royal Blood und AnnenMayKantereit doch eben diese "früh dran sein!"-Sparte abdecken (man könnte hier auch noch andere aufzählen: Chet Faker, Hozier, Kate Tempest etc.). Auch in den hochgelobten 2008er bis 2012-Jahren gab es nicht "the next big thing" zu jeder vollen Stunde. Rückblickend würde ich da kaum mehr als 2-3 Namen pro Jahr sehen, die wirklich signifikant größer geworden sind. Aber wer weiß schon, wo Künstler wie Emmsje Gauti, Aldous Harding, Tom Grennan oder Klangstof in drei Jahren stehen? Ebenso hätte ich damals drauf wetten können, dass Villagers, Fanfarlo oder Wintersleep nach ihren Auftritten durch die Decke gehen. Es kommt halt immer anders als man denkt
Aber zu diesem Jahr: Idles war ganz, ganz, ganz großes Tennis (mehr davon!), ebenso die Afghan Whigs, die aber ein wenig mehr Liebe für Debonair zeigen könnten. Ansonsten hat es leider bis Radical Face und den Sonnenschein gedauert, bis mal so dieser richtige "hach!"-Moment aufkam, was aber auch an ganz individuellen (alkoholischen) Gründen lag. Insgesamt eines der 'schwächeren' Haldern Pops, nachdem 2016 noch eines meiner Lieblinge war - aber solche Jahre gibt es und ich freu mich aufs nächste Jahr
P.S.: Wo er als großes Desiderat genannt wurde: Ich hätte Roosevelt unheimlich langweilig gefunden. Aber so sind die Geschmäcker halt - nur sollte man den eigenen, wenn er nicht befriedigt wird, dann nicht zum Qualitätsmaßstab erheben.